Einsamkeit, du miese Verräterin
- Merlin S. Miller
- 29. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Sie beobachtet dich. Nachts. Wenn du im Bett liegst.
Sie liegt über dir, entgegen der Gravitation, auf der Decke (nicht darunter). Sie lächelt dich an, und du heulst zurück. Und je mehr du heulst, desto mehr lächelt sie dich an. Wie ein Spiegel, der dein Gesicht verzerrt. Als würde sie dich verspotten.
Die Einsamkeit ist eine Wespe. Mit unendlich vielen Stichen. Und du eine kleine Biene. Ohne Bienenstock... mit nur einem Stich. Lass ihn nicht verschwendet sein (überlege dir gut, wen du stichst).
Du fühlst dich übrig geblieben. Zurückgelassen. Sitzt im Park und hoffst auf ein Wunder. Hoffst, dass jemand zu dir kommt und sagt:„Hey, darf ich dich retten? Ich sah dich hier sitzen, so ganz allein. Niemand sollte allein sein. Darf ich dich ein Stück begleiten? Du erzählst mir von dir. Und ich... erzähle dir von mir.“
Doch das Gespräch bleibt aus. Wenn jemand kommt, dann nur eine Wespe, auf der Suche nach frischer Beute. Für sie bist du nur ein weiterer Stich. Ein weiterer Strich.
Du stehst auf und verlässt den Park. Allein. Einsam.Wie gerne hättest du dich in den Augen einer anderen Biene gesehen. Dein Spiegelbild. Nicht verzerrt. Unverfälscht. Ehrlich. Und wie gerne hättest du deine Augen als Spiegel angeboten (sogar bedingungslos).
Dein Herz macht einen Sprung. Du hältst die Luft an.Von Weitem siehst du ein Jemand auf dich zukommen... begleitet von einem Schimmer, einem Glanz, der dich nicht wegsehen lässt. Doch du möchtest auch nicht hinstarren... Ein kurzes Lächeln würde genügen. Denn eine Biene zeigt sich nur, wenn sie angelächelt wird. Nicht verzerrt. Unverfälscht. Ehrlich.
Doch... du traust dich nicht. Schaust auf den Boden und läufst weiter. Du machst dich unsichtbar. Als würdest du dich und das Leben leugnen.
Zuhause angekommen, betrachtest du dich im Spiegel. Dem über deinem Bett. Übrig geblieben. Zurückgelassen. Und du vergräbst dich... tief... unter deiner Decke.
Das Smartphone in deiner Rechten. Die Miene starr. Fast schon traurig (aber nicht leer). Tinder. Hinge. Du hast sie alle. Du... hasst sie alle. Und du swipest... swipest... swipe... st...
Die Einsamkeit über dir. Sie lacht dich aus. Verspottet dich, wie du hier liegst, mit deinem Smartphone. Denn sie weiß: Hier drinnen wirst du kein echtes Lächeln finden.
Doch auch wenn sie es nicht zeigt, auch die Einsamkeit hat Angst.
Jedes Mal, wenn du den Raum verlässt, bekommt ihr Spiegel einen kleinen Sprung. Lass ihn zerspringen.
<3 Traurige Schönheit, zerstörtheit und Neubeginn, Ehrlichkeit mit einem Schmerz der die Erde beim pflanzen einer neuen Blume verspürt (vermutlich)
<3